Sieben Tipps für bessere Weihnachtsfotos

Ob Samichlaus, Weihnachtsmarkt, Kerzenziehen oder Adventskranz; die anstehenden Weihnachten künden sich bereits lautstark an. Doch die weihnächtliche Stimmung einzufangen, ist gar nicht so einfach. Vielleicht mögen dich unsere folgenden Tipps inspirieren.

von Dominique Wirz

1. Stimmungsvoll belichten

In vielen Situationen haben wir mit schwachem Licht zu kämpfen. Wenn du im Automatik-Modus fotografierst, klappt der Blitz automatisch aus und blitzt die schöne weihnächtliche Atmosphäre weg. Hier muss der Fotograf die Kontrolle übernehmen, indem er den Blitz ausschaltet. Doch nun besteht wegen der langen Belichtungszeiten Verwacklungsgefahr! Der Antischüttel-Mechanismus von Objektiv oder Kamera mag helfen, eigene Kamerabewegungen zu minimieren, hilft aber nichts, wenn bewegte Motive festgehalten werden sollen. Eine Möglichkeit ist die Belichtungszeit zu erhöhen. Dies ist mit einem lichtstarken Objektiv natürlich eher möglich, aber meist musst du zusätzlich die ISO-Empfindlichkeit des Sensors erhöhen, um normale Belichtungszeiten zu ermöglichen. Allerdings wird damit je nach Kamera auch das Bildrauschen störender. Aber lieber ein scharfes Bild mit etwas Rauschen, als ein unscharfes Bild ohne Rauschen. Grosse Kamerasensoren sind dabei eindeutig im Vorteil. Bei Vollformat-Kameras kannst du dabei locker auf ISO 6400 oder mehr gehen, ohne dass sich das Rauschen störend äussert. Bei Pocketkameras ist vielleicht ISO 800 bereits die Grenze. Probiere am besten einmal aus, ab welchem Wert dich das Rauschen stört. 

Die Verwacklungsgefahr wird auch verringert, indem du im Weitwinkelbereich fotografierst. So können Szenen auf Weihnachtsmärkten gut festgehalten oder Personen in ihrem Umfeld gezeigt werden. Kannst du Deine Kamera ruhig halten, dann sollte 1/15 bis 1/8 Sekunde gut möglich sein. Mache dabei mehrere Bilder und suche zuhause das schärfste aus. Bei dominanten Lampen oder Kerzen solltest du vorsichtig sein: Punktuelle Lichtquellen im Bild können den Belichtungsmesser irreführen. Deshalb musst du das Histogramm im Auge behalten, allenfalls die Belichtung manuell korrigieren oder gleich manuell belichten. Da hilft nur Experimentieren!

2. Stativ einsetzen

Statt die Belichtungszeiten zu erhöhen, kannst du die Verwacklungsgefahr natürlich auch eliminieren, indem du ein Stativ mit Selbst- oder Fernauslöser einsetzest. Neben der ruhigen Kameralage hat das den Vorteil, dass du das Bild in Ruhe komponieren und den Bildausschnitt vor dem Auslösen bis in alle Bildecken nochmals überprüfen kannst. Ist die Kamera auf dem Stativ, hast du als Fotograf die Chance, auch selber mal aufs Bild zu kommen. Beim Fotografieren mit Stativ wird aber nur scharf abgebildet, was im Bereich der Schärfentiefe liegt und sich nicht bewegt. Bewegte Objekte lässt man entweder absichtlich in Unschärfe verwischen oder man bittet die Personen auf dem Bild stillzuhalten (dann mehrere Fotos machen, bis es wirklich klappt). Für gute Verwisch-Effekte kannst du ruhig auch mal mit extralangen Belichtungszeiten experimentieren, je nach Effekt, den du wünschst.

3. Blaue Stunde nutzen

Stimmungsvolle Bilder von der weihnächtlichen Strassenbeleuchtung oder dem üppigen Weihnachtsmarkt gelingen am besten in der Dämmerung, wenn sich das restliche (blaue) Tageslicht mit dem warm-gelben Kunstlicht geheimnisvoll mischt. Im Fachjargon wird diese Tageszeit auch „die blaue Stunde“ genannt. Schaue dich also am besten schon vor der Dämmerung um, damit du in der kurzen Zeit während der Dämmerung bereits weisst, welche Motive du festhalten möchtest. Den Glühwein kannst du auch noch geniessen, wenn es ganz dunkel ist.

4.  Blitz dezent einsetzen

Mit ein paar Tricks vergrössern wir unseren fotografischen Spielraum. Die weihnächtliche Kerzen-Stimmung im Wohnzimmer lässt sich z.B. mit einer Ständerlampe dezent aufhellen, ohne dass dabei die Stimmung zerstört wird. Natürlich kann auch ein Blitz zum Aufhellen eingesetzt werden, das ist aber ohne externes Blitzgerät und ausreichende Kenntnisse schwierig. Das Blitzlicht muss so dezent sein, dass die Stimmung erhalten bleibt. Regle die Blitzleistung etwas herunter. 

Blitzlicht hat die Temperatur von Tageslicht und fällt deswegen auf dem Foto auf. Wer das vermeiden will, kann eine gelb-orange Folie vor dem Blitz befestigen. Rote Augen entstehen, wenn Blitzlicht von der Netzhaut reflektiert wird. Diese Gefahr besteht v.a. kleineren Kameras, bei denen der Blitz nahe beim Objektiv angebracht ist. Ein Vorblitz oder die Erhöhung des Umgebungslichtes verkleinern die Pupillen und helfen so, rote Augen zu vermeiden. Oder wir blitzen indirekt (z.B. über eine Wand) oder entfesselt (d.h. mit Blitzgerät von der Kamera entfernt). Die beiden letzteren Techniken helfen auch, unschöne Schlagschatten auf hellen Wänden zu vermeiden. Oder du wählst einen dunklen Hintergrund. Aufgepasst auch vor reflektierenden Flächen (Fenster, Brillen, Spiegel, lackierte Möbel). Erinnerung an die Physik: Lichteinfallswinkel gleich Lichtausfallswinkel. Also auch hier indirekt oder entfesselt blitzen. Eventuell lohnt sich mal ein Kurs in Blitzfotografie.

5.  Details fotografieren

Fotografiere nicht nur Übersichten, sondern auch Details: Die Glühweintasse am Weihnachtsmarkt, die tolle Dekoration der Kerzenverkäuferin oder die leckere Auslage von Süssigkeiten beim Bäcker. Zuhause am Weihnachtstag kann es mal eine einzelne Weihnachtskugel mit den Spiegelungen, eine Kerze mit einem Tannenzweig oder die von den Kindern liebevoll zusammengestellte Krippenszenerie sein.

6.  Emotionen bei Kindern einfangen

Wer Kinder fotografiert, muss sich auf dessen Ebene begeben. Also runter in die Knie! Halte die kindliche Vorfreude auf den Gesichtern der Kinder beim Dekorieren des Weihnachtsbaums oder beim Auspacken der Geschenke fest. Oder versuche ein Kindergesicht zu fotografieren, das mit grossen Augen in eine Kerze blickt. Das sind ausdrucksstarke Momente, die Emotionen auslösen. Und das sind am Schluss die wirklich guten Bilder im Familienalbum, da sie für einmal mehr zeigen als nur das Essen an Heiligabend und den Tannenbaum mit Kerzenlicht.

7.  Mit Licht malen

Solange der Verschluss geöffnet ist, sammelt eine Kamera das Licht. Deswegen reichen bei langen Belichtungszeiten (mehrere Sekunden) auch schwache Lichtquellen, um ein Motiv vollständig auszuleuchten. Mit einer bewegten Lichtquelle (z.B. Taschenlampe) kannst du während der Belichtung durch die Szene gehen und die Motivteile einzeln ausleuchten – also mit Licht malen. Die Kamera sollte sich während der ganzen Zeit nicht bewegen. Am besten verwendest du ein Stativ. Es sollte dabei auch möglichst dunkel sein, damit sich die Taschenlampe gegenüber dem Umgebungslicht durchsetzen kann. Mit Taschenlampen kannst du übrigens bei normalen Nachtaufnahmen auch Schattenbereiche mit dem bewegten Lichtstrahl etwas aufhellen. 

Eine Variante ist ausserdem das Wanderblitzen, bei dem du mit einem externen Blitz durch die Szene gehst und manuell einige Blitze auslöst. Oder “schreibe” beim nächsten Silvester die neue Jahreszahl mit einer Taschenlampe oder Fackel ins Bild. Um Anfang und Ende der Belichtungszeit exakt manuell bestimmen zu können, nutzest du entweder die Funktion Bulp (Verschluss bleibt solange geöffnet, solange du drückst) oder Time (erstes Drücken öffnet den Verschluss, zweites Drücken schliesst ihn wieder). Oder du stellst eine genug lange Zeit ein und deckst das Objektiv ab, wenn kein Licht auf den Sensor gelangen soll.

In diesem Sinne wünschen wir dir eine schöne Adventszeit, lichterfüllte Festtage, viel Lust am Experimentieren und Freude an den Bildergebnissen!